Klima des Mutes - Die Jugend und die Angst vor der Klimakrise

Eine Gruppe von Jugendlichen demonstriert mit Plakaten für mehr Klimaschutz

Die Hitzewelle hat uns erreicht. Temperaturen bis zu 40 Grad Celsius über mehrere Tage und Wochen hinweg, in Spanien und Portugal brennen die Wälder. Und das sei erst ein Vorgeschmack auf die kommenden Jahre, heißt es von Expert*innen. Was machen solche Nachrichten, solche Aussichten mit Menschen, die in einer von Krisen geprägten Zeit erwachsen werden? Welche Sorgen, welche Ängste löst der Gedanke an eine Zukunft aus, die von starken Veränderungen durch die Klimakrise geprägt sein wird? Und wie kann man dem entgegenwirken?

Diese Fragen, welche mich auch persönlich viel beschäftigt haben, wollte ich während meines FSJs bei der HBS-Thüringen genauer beleuchten und habe im Rahmen meines eigenen Projektes dafür eine Umfrage erstellt, die sich an junge Menschen zwischen 14 und 27 Jahren gerichtet hat. Teilgenommen haben 60 Personen.
Heraus kam Folgendes:

 

1. Die Mehrheit der 60 Teilnehmenden empfindet große (57,6%) oder ein bisschen (32,2%) Angst in Bezug auf die Auswirkungen des Klimawandels:

Macht es dir Angst, wenn du über die Auswirkungen des Klimawandels nachdenkst?

Bild entfernt.

Umfrageergebnisse

 

2. Auf die Frage, warum sich die Befragten Sorgen machen (wenn sie sich überhaupt Sorgen machen), gab es unter anderem folgende Antworten, die das allgemeine Stimmungsbild widerspiegeln:

„Weil ich Angst habe, nicht mehr gut leben zu können.“

„Ich frage mich nicht nur, wie mein Leben, sondern auch das internationale Zusammenleben in ein paar Jahrzehnten aussehen wird. Dabei ist die Furcht vor den Auswirkungen des Klimawandels so groß, dass ich mir auch die Frage stelle, ob ich in einer solchen Welt Nachfahren hinterlassen will.“

Ich bin mir unsicher darüber wie meine eigene Zukunft wohl aussehen wird, und wie viel schlimmer die Zukunft für Menschen und Tiere in anderen Regionen der Welt aussieht.

„Dass unser Leben an Wert und Gehalt verliert und die Sorgen um die Existenz bestimmend sind.“

„Weil menschliches Leben auf der Erde nur noch sehr eingeschränkt möglich sein wird. Für mich persönlich habe ich nicht so direkt Angst, aber ich weiß dass es auch jetzt schon auf anderen Teilen der Erde sehr schlimm ist, und dass es schlimmer wird und wir in Europa zum Großteil Schuld sind und dann kommen Schuldgefühle.“

 

3. Auf die Frage, warum sich die befragten Personen keine Sorgen machen (wenn sie sich keine Sorgen machen), gab es unter anderem folgende Antworten:

„Jeder hat alltägliche Probleme, die meistens Vorrang haben.“

„Zurzeit gibt es denke ich ganz andere Probleme. Außerdem sind andere Länder wie China/Japan so fortschrittlich in Sachen Technologie und demzufolge auch Klimawandel, sodass erst in solche Dinge investiert werden sollte, bevor man die Welt verändern möchte.“

„[Wir] Haben nicht so großen Einfluss auf alles“

 

4. Obwohl die Mehrheit der Teilnehmenden Angst vor den Auswirkungen des Klimawandels hat, sprechen nur 10% oft darüber, mehr als ein Drittel spricht (fast) nie darüber:

Wie oft sprichst du im Freundeskreis oder in der Familie über Ängste in Hinblick auf den Klimawandel?

Bild entfernt.

Umfrageergebnisse

 

5.Trotz der Angst vor den Auswirkungen des Klimawandels gaben die meisten Befragten an, dass sie das Gefühl haben, etwas dagegen tun zu können:

Hast du das Gefühl, dass du etwas gegen den Klimawandel tun kannst?

Bild entfernt.

Umfrageergebnisse

Begründet wurde dies unter anderem so:

„Wenn außer mir sich niemand Gedanken über sein Handeln oder seinen Konsum machen würde, wäre es wohl nahezu unmöglich alle anderen davon zu überzeugen aber als Teil einer Gruppe oder größeren Bewegung könnte es gelingen genug Menschen darauf aufmerksam zu machen.“

„Ich denke das, weil ich gelesen/gehört habe, dass entscheidende Veränderungen nur auf politischer Ebene im großen Stil getroffen werden können. Diese tragen maßgeblich zu Veränderungen bei im Gegensatz zu kleinen Einzelentscheidungen von individuellen Konsumierenden. Trotzdem kann ich mich in einer Gruppe für ein politisches Umdenken einsetzen und so etwas für das Klima erreichen.“

„Jeder einzelne zählt...viele kleine persönliche Schritte können große Auswirkungen haben z.B. Angebot mit dem eigenen Konsum/der Nachfrage lenken“

 

6. Oft äußerten die befragten Personen auch ihre Unzufriedenheit über die mangelnden Klimaschutzmaßnahmen von Politik und großen Unternehmen:

„Die Verbraucher haben nur beschränkt Macht und Möglichkeiten, dem Klimawandel entgegenzuwirken. Wirtschaft und Politik sind die Triebwerke, die wirklich etwas verändern können. Bedauerlicherweise kann man nicht mehr tun, als deren Aufmerksamkeit dorthin zu richten und somit kleinen Einfluss zu nehmen. Letztlich geht es auch da ums Geld.“

„Ich bin sehr traurig darüber, dass wir die Fehler der letzten Generationen ausbaden müssen und entrüstet über unsere Politik, die eher nach Geld anstatt dem Wohl des Volkes strebt.“

 

 

Die Umfrage zeigt also: Die Angst vor der Klimakrise ist bei den Teilnehmenden sehr präsent. Sie belastet viele der jungen Menschen stark, beeinflusst die Art, wie sie über ihre Zukunft nachdenken, wie sie planen.
Denn es ist schwierig, sich nicht von den schlechten Nachrichten runterziehen zu lassen, nicht die Hoffnung zu verlieren.
Was kann man also dagegen tun? Wie kann man den Mut nicht verlieren?

Darum ging es in der Veranstaltung „Klima des Mutes“, die an die Umfrage angeknüpft hat. Dabei haben wir mir Sarah Roesch, die sich bei den psychologists for future in Leipzig engagiert, und Achim Neef, der bei extinction rebellion aktiv ist, über das Thema gesprochen. Mitgenommen habe ich daraus besonders diese Punkte:

Zuallererst müssen wir mehr darüber sprechen, was die Klimakrise mit uns emotional macht. Uns gemeinsam auszutauschen, hilft schon mal viel und zeigt, dass wir mit unseren Sorgen nicht allein sind.

Es ist wichtig, dass wir uns nicht von unseren Ängsten lähmen lassen. Die sogenannte Klimaangst ist berechtigt und dass wir sie bemerken bedeutet, dass wir uns dem Problem bewusstwerden und Mitgefühl gegenüber unseren Mitmenschen und der Umwelt zeigen. Sie kann auch Antrieb sein, um uns für mehr Klimaschutz einzusetzen.

Sich zu informieren ist sehr wichtig, aber sich mit zu vielen (negativen) Nachrichten zuzuschütten ist nicht hilfreich. Wir müssen also auf einen für uns gesunden Medienkonsum achten.  

Wenn wir aktiv etwas tun, um uns gegen die Klimakrise einzusetzen und uns zum Beispiel auch in Gruppen organisieren, dann wirken wir auch unseren Ängsten entgegen.

Auf diese Weise können wir also einen Weg finden, gemeinsam mit unseren Ängsten umzugehen und selbst aktiv zu werden.
Gerade die Aufmerksamkeit und der rieseigen Zulauf, welche die Fridays for future Bewegung weltweit erhalten haben, zeigen doch, wie viel unsere Generation trotz aller Krisen und Unsicherheiten bewirken kann.