Der Konsum tierischer Lebensmittel und seine Folgen

von Nele Wagenfeld

Folgen für Klima, Böden und Gewässer

Braunkohle, Autos und Flugzeuge – alles schädlich für das Klima. Was allerdings oft eher in den Hintergrund der Kimadebatte rückt ist, wie die Nutztierhaltung den Klimawandel beeinflusst.  

Laut der Studie „Livestock and Climate Change“ (2009) des Worldwatch Institute, sind mehr als die Hälfte (51%) der menschgemachten Emissionen auf die Tierindustrie zurückzuführen. Gerade der Futtermittelanbau stellt ein großes Problem dar, da hierfür Regenwälder abgeholzt werden um beispielsweise Soja anzubauen. Somit ist der Anbau von Futtermitteln für einen großen Teil der globalen Entwaldung verantwortlich. Damit besonders fruchtbarer Boden entsteht erfolgt diese Entwaldung meistens durch Brandrodung. Diese Form der Rodung ist besonders verheerend für das Klima, denn in den Bäumen gespeicherter Kohlenstoff wird direkt in die Atmosphäre freigesetzt.

Das globale Artensterben ist eine weitere Folge, die Wissenschaftler*innen insbesondere auf die intensive Landwirtschaft zurückführen. Die globale Fleischindustrie nimmt die meisten Äcker für den Futtermittelanbau in Anspruch und ist damit einer der Haupttreiber des Verlustes der Artenvielfalt. Zusätzlich verunreinigen tierische Ausscheidungen und Pestizide die Umwelt, indem sie in Gewässer, Grundwasser, Böden und umliegende Biotope gelangen.

Globale Ungerechtigkeit

Allein in Deutschland werden täglich so viele Tiere getötet, wie in Thüringen Menschen leben. Um die Tiere aufzuziehen und zu halten werden Flächen benötigt. Diese Flächen sind laut der Studie „State of Food and Agriculture - Livestock in the Balance“ der Welternährungsorganisation (FAO) aus dem Jahr 2009 fast 80% der weltweit genutzten Agrarflächen.

Der Konsum an tierischen Lebensmitteln ist im globalen Norden so enorm, dass die Länder den Bedarf an Futtermitteln nicht selbst decken können. So beziehen allein die EU-Mitgliedstaaten im Durchschnitt 78% des Tierfutters aus Importen. Häufig haben die Flächen, auf denen nun Futtermittel angebaut werden, zuvor der dort lebenden Bevölkerung gedient, Nahrungsmittel für den eigenen Bedarf anzubauen. Die Flächen werden nicht zuletzt auch deswegen verkauft, um den finanziellen Haushalt der jeweiligen Regierung vor Ort aufzubessern. Die Versorgung der Bevölkerung mit wesentlichen Grundnahrungsmitteln ist dadurch gefährdet. Das führt zu einer starken Flächenkonkurrenz zwischen dem Anbau von Futter für Tiere und Nahrung für die Menschen vor Ort. Laut der Welternährungsorganisation (FAO), dem UN-World Food Programme (WFP) und dem International Fund for Agricultural Development (IFAD) sind weltweit etwa 795 Millionen Menschen nicht ausreichend mit Grundnahrungsmitteln versorgt. Von den Kalorien, die weltweit durch den Prozess der Umwandlung von pflanzlichen in tierische Lebensmittel verloren gehen, könnten etwa 3,5 Milliarden Menschen mehr ernährt werden.

Auch die enorme Subventionierung von Fleisch ist ungerecht. So wird zum Beispiel von der EU nicht nur die Produktion von Fleisch für den eigenen Bedarf gefördert, sondern darüber hinaus auch der Export von Fleisch. Aufgrund dessen wird allein in Deutschland ein Fünftel mehr Fleisch produziert, als im Land selbst verbraucht wird. Das übrig gebliebene Billigfleisch wird exportiert und überschwemmt in vielen Ländern des globalen Südens die Märkte. Dies hat die Zerstörung kleinbäuerlicher Betriebe zur Folge und nimmt den Menschen ihre Existenzgrundlage. Zusätzlich wird dadurch verhindert, dass sich in den Ländern eigene Infrastrukturen aufbauen.

Mit der Überproduktion werden also ausländische Futtermittelressourcen verbraucht und die Überschüsse werden zu Dumpingpreisen in diesen Ländern wieder eingespeist. Damit wird zweifach regionale Entwicklung ge- oder zerstört.

Folgen für die Tierhaltung

Die genannten Subventionen werden pro Tier und nicht per Fläche berechnet. Dies führt zu einer Haltung von möglichst vielen Tieren auf möglichst wenig Raum. Bei der Masse an Tieren, die täglich allein für den Fleischkonsum getötet werden, müsste man eigentlich bei Weitem mehr Tiere in seiner Umgebung sehen als Menschen. Dies ist allerdings nicht der Fall, da 98% der Tiere in Massentierhaltungsställen leben, abgeschirmt von der Öffentlichkeit. Pro Schwein stehen beispielsweise etwa 0,75 qm zur Verfügung. Diese Enge führt zu Stress bei den Tieren und erhöht das Verletzungsrisiko. Um Verletzungen untereinander zu reduzieren bekommen Schweine die Schwänze abgeschnitten (ohne Betäubung), damit diese nicht von den anderen Tieren abgeknabbert werden. Diese Praxis ist längst verboten. Zusätzlich werden die Eckzähne abgeschliffen.

Auch bei Küken werden die Schnäbel gekürzt, um Federpicken und Kannibalismus vorzubeugen, der auf die Enge und den Stress, dem die Tiere ausgesetzt sind, zurückzuführen ist.

Bei Kühen werden in den meisten Fällen die Hörner abgeschliffen, was eine höchst schmerzhafte Prozedur darstellt. Zusätzlich ist eine häufige Haltungsform die Anbindehaltung, bei welcher die Kühe in etwa 1 x 2 m großen Gittervorrichtungen über einen Halsrahmen angekettet sind. Dadurch wird ihnen verwehrt sich umzudrehen, Fellpflege zu betreiben, zu laufen oder Kontakt zu ihren Artgenossen aufzunehmen. Diese Haltung darf auch von Biohöfen praktiziert werden.

Viele Konsument*innen wissen nicht, dass auch Milchkühe nicht einfach von Natur aus Milch produzieren. Sie sind zwar soweit gezüchtet, dass sie 50 anstelle von natürlicherweise acht Litern Milch pro Tag produzieren können, trotzdem müssen sie erstmals ein Kalb gebären. Wie beim Menschen auch sind Kühe etwa neun Monate schwanger. Nach sechs bis acht Wochen nach der Geburt werden sie erneut künstlich besamt, um die maximale Milchleistung zu erzielen. Nach der Geburt werden die Kälber innerhalb weniger Stunden von ihren Müttern getrennt, da die Milch dem menschlichen Konsum vorbehalten bleiben soll. Dies hat zur Folge, dass die Kühe teilweise über mehrere Wochen nach ihren Kälbern rufen und sie suchen. Nach durchschnittlich 4,5 Jahren werden Milchkühe geschlachtet, da die Milchleistung nachlässt.

Auch Schweine werden in sehr regelmäßigen Abständen künstlich befruchtet. Eine Woche vor „Abferkelung“ werden die Säue in die sogenannte Abferkelbucht verlegt. Dieser Metallkäfig, mit einer Breite von 0,65–0,75m, ermöglicht den Tieren nicht einmal, sich umzudrehen. Direkt neben einer Muttersau werden ihre bis zu 13 Ferkel so gehalten, dass sie gerade einmal die Zitzen zum Säugen erreichen. Die männlichen Ferkel werden kurz nach der Geburt ohne Betäubung kastriert. Die Säue leben etwa vier Wochen in diesen Buchten und werden anschließend nach etwa fünf Tagen erneut besamt.

Beim Konsum von Eiern wird oft vergessen, dass auch hier „Abfallprodukte“ in Form von männlichen Küken anfallen. Diese werden direkt am ersten Lebenstag zerstückelt oder vergast, da sie keine Eier legen können. Für die Fleischproduktion sind sie nicht geeignet, hierfür gibt es gezüchtete „Masthähnchen“, die mehr Fleisch ansetzten können. Eine Ausnahme stellt beispielsweise die Bruderhahninitiative dar.[1]

Legehennen sind, wie die Milchkühe auch, auf Hochleistung gezüchtet. So sind sie dazu fähig 300 anstelle von 40 Eiern im Jahr zu legen. Diese unnatürlich hohe Legeleistung zehrt ihre Körper aus. Unfälle und Krankheiten, wie Knochenbrüche und Eileiterentzündungen gehören ebenso zum Alltag wie der vorzeitige Tod der Tiere. Nach Durchschnittlich 1 1/2 Jahren werden sie geschlachtet.

Folgen für die Gesundheit

Gesellschaftlich stark verbreitet ist die These, dass wir Milch brauchen, um unseren Kalziumbedarf zu decken, Eier für ausreichend Eiweiß und Fleisch, damit wir genug Eisen aufnehmen können. Dagegen belegen zahlreiche Studien, dass dem nicht so ist, beziehungsweise in manchen Fällen sogar eher das Gegenteil der Fall ist.

Ein gutes Beispiel hierfür ist Milch. Kuhmilch ist als Muttermilch auf die Bedürfnisse von Kälbern und die Aufzucht ausschließlich arteigener Nachkommen ausgelegt. Deshalb stellt das artfremde Eiweiß oft die Hauptursache für Neurodermitis und Allergien im Säuglingsalter dar. Auch die Annahme, dass Milch der beste Kalziumlieferant ist wurde mittlerweile widerlegt. Grund hierfür ist das Verhältnis von Phosphor zu Kalzium, welches insbesondere in Käse ungünstig ist. Phosphor ist dafür verantwortlich, dass der Körper das in der Milch vorhandene Kalzium nicht richtig aufnehmen kann. Darüber hinaus wird die Nebenschilddrüse angeregt, vermehrt Hormone zu produzieren. Diese bewirken, dass Kalzium aus den Knochen gelöst wird, um den Kalziumspiegel konstant zu halten. Hierdurch kommt es zu einem verstärkten Abbau der Knochensubstanz, was wiederum Osteoporose begünstigt. So sind manche pflanzlichen Milchalternativen und insbesondere Gemüsesorten wie beispielsweise Brokkoli, Grünkohl oder Porree bessere Kalziumlieferanten.

Ein weiterer Aspekt stellt der hohe Anteil an gesättigten Fettsäuren in der Milch dar, welcher einen negativen Einfluss auf den Stoffwechsel hat. So kann ein regelmäßiger Verzehr von Milchprodukten letztlich zur Arterienverengung führen und somit zu Herzinfarkten beitragen.

Fazit

Der Konsum tierischer Produkte bringt viele negative Konsequenzen mit sich, die von Klimawandel, Verlust der Artenvielfalt, Verunreinigung der Umwelt bis hinzu Tierquälerei, Hungersnot und Zivilisationskrankheiten reichen. Dabei steht infrage, ob Menschen überhaupt auf diesen Konsum angewiesen sind.

Eine Lösung dieser Probleme würde ein Verzicht beziehungsweise die Reduktion des Verzehrs insbesondere von Fleisch, aber auch von anderen Lebensmitteln wie Milch, Käse oder Ei darstellen. In heutiger Zeit gibt es zahlreiche Möglichkeiten, seinen Verzehr von tierischen Lebensmitteln zu reduzieren. So bietet mittlerweile fast jeder herkömmliche Supermarkt unter anderem vegane Milch-, Sahne-, Käse- und Fleischalternativen an. Zusätzlich bietet das Internet eine Masse an einfachen und schnellen Rezeptalternativen, von Lasagne bis hin zu „Sahne“torten und auch vegane Koch- und Backbücher sind  zahlreich auf dem Markt vorhanden.

Wer seine Ernährung umstellen möchte sollte dafür Zeit und Informationen in Anspruch nehmen, sich den Folgen des Fleisch-, Milch- und Eikonsums bewusst werden und Alternativen auftun. So gibt es neben dem Verzicht auf diese Produkte auch hier in Thüringen verschiedene Höfe, welche sich für artgerechte Tierhaltung einsetzten und die Tiernahrung aus eigenem Anbau und nicht aus ehemaligen Regenwäldern beziehen (Liste siehe unten).

Restaurants mit vegan-vegetarischen Alternativen

Erfurt:

http://www.billes-restaurant.de/

http://www.green-republic.de/

http://www.cognitoworld.com/

Jena:

https://www.facebook.com/burgergreen.jena/

https://devinos-jena.de/

Weimar:

https://www.hanzundfranz.com

http://www.el-burrito.de/Willkommen.html

https://www.pho-co-weimar.de/

http://tara-weimar.de/

https://www.facebook.com/goura.pakora/

http://www.franzundwilli.de/

 

Biohöfe in Thüringen: Fairere Alternative

Fleisch- und Milchprodukte

http://oekozentrum.oekozentrum-werratal.de/

https://www.biolandhof-voigt.de/ (Markt in Jena, Hofladen, Bestellungen vor die Haustür)

https://www.hof-sallach.de/

https://www.gut-sambach.de/index.html

https://www.gut-sambach.de/23_wochenmaerkte.html

Eier

https://www.biolandhof-voigt.de/

http://huehner-farm.de/

https://www.bruderhahn.de/haendlerliste/

Weitere Höfe unter: https://dtth.befb.de/index.php?sub=1&prog=suche&typ=bauer&title=Bauern&erzeuger=yes

 

Weitere Alternative Einkaufs- und Konsummöglichkeiten unter:

https://dtth.befb.de/

 

Quellen

Albert Schweizer Stiftung (2013): Welthunger und Entwicklungspolitik – eine Fleischfrage?

Albert Schweizer Stiftung (2013): Welthunger und Entwicklungspolitik; IAASTD (2009): Synthesis Report, S. 47.

Agrar Koordination (2011): Der Futtermittelblues, S. 2. 

Brobolle (2017): Waldrodung und Artensterben.

DFV (2015): Geschäftsbericht 2014/2015.

Dirzo (2014): Defaunation in the Anthropocene, 401-406.

Eldredge (2001): The Sixth Extinction; Ceballos et al (2015): Accelerated modern human-induced species loss

FAO (2006): Livestock’s Long Shadow, S. 272.

FAO (2009): State of Food and Agriculture, S. 54.

FAO, IFAD, WFP (2015): The State of Food Insecurity in the World, S. 8.

FAO (2016): State of World’s Forests, S. 20.

Heinrich-Böll-Stiftung (2015): Bodenatlas, S. 26-27. 

IPCC (2014): 5. Sachstandsbericht, S. 13.

UNEP (2009): The environmental food crisis, S. 27.

UBA (2011) Landwirtschaft und ihre Umweltfolgen.

Worldwatch Institute (2009): Livestock and Climate Change. 

Zukunftsstiftung Landwirtschaft (2013): Wege aus der Hungerkrise, S. 49. 

https://albert-schweitzer-stiftung.de/massentierhaltung

https://www.bund.net/fileadmin/user_upload_bund/publikationen/massentierhaltung/bildungsmaterial_fleischkonsum.pdf)

https://www.geo.de/natur/oekologie/3331-rtkl-massentierhaltung-herzinfarkt-auf-dem-bauernhof

https://vebu.de/tiere-umwelt/massentierhaltung-ausbeutung-von-tieren/schweinemast-schweine-in-schweinehaltung/

https://vebu.de/tiere-umwelt/massentierhaltung-ausbeutung-von-tieren/kuehe-kuhhaltung-in-der-milchproduktion/

https://vebu.de/tiere-umwelt/massentierhaltung-ausbeutung-von-tieren/huehner-in-huehnerzucht-und-huehnerhaltung/

https://vebu.de/fitness-gesundheit/sport/beruehmte-vegane-vegetarische-sportler/

https://vebu.de/fitness-gesundheit/veggie-in-jeder-lebensphase/

https://www.zentrum-der-gesundheit.de/calciumversorgung-veganer-ia.html

https://www.zentrum-der-gesundheit.de/milch-ungesund-ia.html

 

 

 

[1] Diese Initiative zieht auch die männlichen Küken auf (Eine Liste mit Händlern dieser Eier in Ihrer Nähe finden Sie unter: https://www.bruderhahn.de/haendlerliste/).