Smartphones: langlebig und reparierbar (7/16)

Podcast

Uns geht es in dieser Folge um die Produktion von technischen Geräten, die langlebig und reparierbar sind. Wir haben im nordhessischen Falkenberg die Firma Shiftphone GmbH besucht, die nachhaltige Smartphones und weitere Technik herstellt.

Johanna Fricke vom Audiokollektiv hat für die Heinrich-Böll-Stiftung Hessen die Firma Shiftphone GmbH besucht, die u.a. nachhaltig produzierte Smartphones herstellt. Im nordhessischen Falkenberg sprach sie mit Samuel Waldeck, Mit-Geschäftsführer und Mit-Gründer. Nachhaltigkeit bedeutet für Shiftphone Technologie zu bauen, die langlebig und reparierbar ist. So sind u.a. die Geräte-Akkus nicht eingeklebt, sondern können leicht getauscht werden.

Podcast mit:

  • Johanna Fricke, Journalistin vom Audiokollektiv

  • Samuel Waldeck, Mit-Geschäftsführer und Mit-Gründer der Shiftphone GmbH

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Diese Podcastreihe wurde im Rahmen des Verbundprojektes „Wirtschaften mit Zukunft“ konzipiert.

Shownotes:

https://www.shiftphones.com/

Blog: https://www.shiftphones.com/blog/ 

Story über Samuel und Carsten Waldeck: https://www.homeberger.de/carsten-samuel-waldeck/

Heinrich-Böll-Stiftung Hessen: https://www.boell-hessen.de/

Fair Kobalt Allianz: https://www.faircobaltalliance.org/

 

Transkript:

Intro: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge der Reihe „Böll.Regional“, in der wir euch Projekte aus verschiedenen Bundesländern vorstellen.
Diese Staffel dreht sich um die Frage nach einem Wirtschaften mit Zukunft. Wir werden dabei Projekte und Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen präsentieren, die uns Wege zu einem nachhaltigen Wirtschaften zeigen.

Johanna Fricke:

Ich bin Johanna Fricke, unterwegs für die Heinrich-Böll-Stiftung Hessen und heute sind wir im nordhessischen Falkenberg, um mit Samuel Waldeck zu sprechen. Samuel Waldeck ist, gemeinsam mit seinem Bruder Carsten Waldeck, Geschäftsführer und Gründer der Shiftphone GmbH. Shiftphone  stellt nachhaltig produzierte Smartphones her. Hier im 800-Einwohner zählenden Dorf Falkenberg ist der Hauptsitz und Produktionsort der Firma. Ich treffe Samuel auf dem Innenhof vor dem Gebäude der Shift-Gmbh. Direkt nebenan sind ein paar Pferde am Heu fressen, wie man hört...

ATMO DRAUßEN ; PFERDE SCHNAUBEN
 

Samuel Waldeck: Ja, hier ist unser shift-Campus, ein Sackgassenhof, wenn man so will. Hier drüben das neuere Gebäude wurde später errichtet. Das andere sind ja ganz alte Fachwerkhäuser und genau, da sitzen wir mit Shift drin. Die anderen Häuser sind noch Wohnhäuser, aber den Hof, den teilen wir uns. (Johanna: Schön!)

Samuel Waldeck:Schöne Atmosphäre hier auf dem Hof, oder? Man merkt, man kommt auf dem Land an, wenn man hier ist (Lachen)

Johanna Fricke: Ja, es heißt auch zum Gänsemarkt. Wo gehen wir denn hin am besten? 

Samuel Waldeck: Ich würde sagen, wir gehen jetzt in den Gänsemarkt tatsächlich, das ist ja so ein kleines Cafe, Dorfladen, was wir aufgebaut haben mit Shift. Und da können wir uns dann hinsetzen und in Ruhe reden.

 

Johanna Fricke:  Okay, dann los! (Lachen)

ATMO DRINNEN (INTERVIEW IM CAFÉ)
  
Johanna Fricke: Okay. Schön, dass du Zeit hast. Wir fangen einfach ganz klassisch an! Lieber Samuel, kannst du dich bitte vorstellen – Was machst du beruflich und wie ist deine Position hier bei Shiftphone?

Samuel Waldeck: Ich bin der Samuel Waldeck und ich bin einer der Gründer und Geschäftsführer bei Shift Und normalerweise bin ich Mediengestalter, habe an der Kunsthochschule für Medien in Köln studiert und irgendwann war die Zeit reif, Shift zu gründen. Ich habe ganz schön viele Aufgaben eigentlich begonnen, habe mich mal bei uns mit dem Support, weil und ich bin total dankbar dafür, dass ich das gemacht oder machen durfte, weil es gab damals keinen. Wir waren ja noch ganz junges, kleines Unternehmen und Support braucht man immer irgendwie viel Ressourcen und kostet Geld. Und das haben wir dann überlegt, wie können wir das einfach selber stemmen? Ich war ja noch woanders berufstätig und habe gesagt Na gut, in meiner Freizeit ist das halt jetzt. Mein Ehrenamt ist Support, Kundensupport und das war total schön, weil ich unsere Kundinnen und Kunden so gut kennenlernen durfte. Und es ist immer noch so, dass der Support bei uns ganz eine ganz zentrale Rolle spielt. Und dann, nachdem wir die ersten Mitarbeitenden gefunden haben, die dann verrückt genug waren, bei Shift mit einzusteigen, musste man sich auch darum kümmern, um so diesen ganzen Personalbereich und so.Und dann kam irgendwann auch ein Interesse von Presse dazu und das wurde dann auch mit mein Bereich, mich darum zu kümmern, die Termine zu machen. Also im Moment ist es so Organisationsentwicklung ist mein Bereich und Personal, dass alle glücklich sind, die bei Shift arbeiten und dass wenn, wenn sie es nicht sind, dass wir dann trotzdem Lösungen finden. Das sind so meine Rollen. Und Karstens Rollen sind eher so der technische Bereich, die Entwicklung und vieles treffen, aber auch gemeinsam Entscheidungen. Also da stimmen wir uns gut ab. Unser Vater ist ja auch noch in der Geschäftsleitung mit dabei, der irgendwann gesagt hat er. Würde gerne seine seine Jungs ein bisschen unterstützen und er ist mittlerweile schon. Er wird dieses Jahr 80, also eigentlich hätte er sich den Ruhestand verdient, aber ich glaube, es macht ihm einfach auch noch Spaß, da so ein bisschen eine Rolle mitzuspielen.

Johanna Fricke: Das ist eine richtig schöne Antwort. Die Zeit war reif. Das sage ich auch manchmal. Okay, aber ein bisschen genauer wüsste ich's gerne trotzdem. Wie genau ist Shiftphone entstanden? Also welche Vorgeschichte gab es und aus welchen Bedürfnissen habt ihr gegründet? Du und dein Bruder?

 Samuel Waldeck: Als wir Shift gegründet haben oder wie eben schon gesagt, dass die Zeit so reif war, Shift zu gründen, da war es so, dass wir uns eigentlich gefragt haben Warum machen wir das denn? Weil eigentlich ging es uns total gut. Wir hatten beide einen guten Job, wo wir gerne gearbeitet haben und ganz tolle Kolleginnen und Kollegen und eigentlich gar nicht so das Bedürfnis, unbedingt jetzt selber sich verwirklichen zu müssen. Wir hatten eigentlich gedacht, wir sind angekommen, da wo wir sind. Was uns frustriert hat, war, dass es ganz viele Herausforderungen in dieser Welt gibt. Und eigentlich werden die gar nicht oder einfach zu wenig angenommen und Lösungen geschaffen. Und ich fand das dann irgendwie frustrierend, persönlich so einen Lebensstil zu haben, der so nachhaltig wie möglich ist. Aber dann, wenn ich um mich rum gucke oder an die großen Unternehmen gucke oder so, wo ich merke, da wird das überhaupt gar nicht gelebt, dann kommt das noch gar nicht an und vieles vielleicht auch ignoriert. Und da haben wir gesagt, wir wollen gerne Lösungen schaffen. Und deshalb auch der Name Shift. Das heißt ja Veränderung oder Transformation. Und das ist so unser Herzensanliegen gewesen.

Johanna Fricke: Okay. Und was für ein Projekt ist Shiftphone? Was macht ihr denn eigentlich?

Samuel Waldeck: Also, wir sitzen ja jetzt hier im Gänsemarkt in einem Dorfladen und Kaffee. Aber das ist ja eigentlich gar nicht unser, unser Kerngeschäft. Das, was wir eigentlich machen, ist wir bauen Technologie und versuchen, das so nachhaltig wie möglich zu tun. Das heißt Langlebigkeit, Reparierbar keit. Das sind ganz wichtige Aspekte bei unseren Geräten. Und begonnen haben wir mal mit einem Kamera Kran Tatsächlich, Das war unser erstes Projekt im Crowdfunding. Und als nächstes Projekt kam dann eigentlich ein Referenz Monitor hinzu, wo wir dachten, jemand hat auf dem Kran die Kamera und irgendwie muss man die auch bedienen und das Bild beurteilen können und so und wollten dann dafür so ein Monitor bauen. Wir wollten aber ein Gerät machen, was so universell einsetzbar wie möglich ist und auch reparierbar und nicht so ein Nischenprodukt. Und parallel dazu hat uns einfach genervt, dass Smartphones oder auch moderne Tablets immer verklebt und verschraubt werden, nichts mehr zugänglich ist und man überhaupt nichts erweitern kann. Wir haben gesagt irgendwie vielleicht müssen wir das kombinieren, diese Projektideen und sind dann eben so ein bisschen da reingestolpert, Smartphones zu bauen.

Johanna Fricke: Ja, und mittlerweile habt ihr ja schon elf Shiftphone Modelle auf den Markt gebracht und das nächste ist in der Entwicklung. Also, meine nächste Frage wäre: Welche Vision hattet ihr am Anfang und welche Hauptziele? Und haben die sich eventuell verändert und wenn ja, wie?

Samuel Waldeck: Ich fange mal mit der letzten Frage an, weil das Kernziel von Shift ist immer noch das gleiche. Wir haben in der Gründungsphase gemerkt, das was uns wirklich glücklich macht, das was uns ausfüllt, ist, wenn wir Dinge zum Positiven verändern dürfen, wenn wir irgendwie ein Teil einer positiven Veränderung sein können. Und deshalb haben wir die Entscheidung getroffen, dass es ein bisschen anders funktioniert als die meisten anderen Unternehmen und tatsächlich auch alle Tech Unternehmen nicht so gibt, dass wir nämlich nicht gewinnorientiert sind. Wir haben gesagt Also der Carsten sagt mal, wir sind ein bisschen wie Hobbits und mit so einem Effekt für Macht und Geld. Weil das ist tatsächlich etwas, was uns überhaupt nicht interessiert. Das macht uns nicht glücklich oder irgendwie reizt uns nicht, sondern das, was uns reizt, ist eben mit Shift gute Dinge zu tun. Und deshalb haben wir irgendwann unseren Invest Mission Statement entwickelt, wo wir gesagt haben, wir wollen so viel Gutes tun, wie wir können und auf dem Weg dahin so wenig Schaden wie möglich anrichten. Weil es ist klar, alles überall, wo ich was mache, gerade wenn ich irgendwas produziere. Da muss ich ja der Erde irgendwas entnehmen und damit richtig automatisch schaden. Aber man kann versuchen, das so gering wie möglich zu halten. Und die andere Seite ist auch eigentlich die noch viel wichtigere, nämlich was ist der Unternehmenszweck? Und dass es eben bei uns Gutes tun. Und deshalb ist es so, dass 100 % von dem Gewinn von nachhaltige und soziale Projekte fließen. Natürlich haben wir unser Gehalt, also wir rein uns da ein bei dem, was unsere Mitarbeitenden verdienen. Wir verdienen als Geschäftsführer nicht mehr, wir kriegen auch keine Boni oder irgendwelche Gewinnausschüttungen oder so was, sondern das gibt es bei Shift nicht, sondern alles, was an Gewinn entsteht, wird genutzt, um so einen Raum wie diesen, in dem wir jetzt sitzen, zu schaffen, wo wir mit dem Gänsemarkt, den Dorfladen und Cafe jeden Raum für den Ort schaffen wollen, wo man nachhaltige Lebensmittel einkaufen kann, Orte, wo man sich einfach treffen kann, wo Gemeinschaft stattfinden kann. Das ist, glaube ich, auch so ein ganz großer Kern Wunsch von uns, so Menschen zusammenzuführen.

Johanna Fricke: Okay, ihr habt verschiedene Projekte, aber vor allem seid ihr ja für die Herstellung nachhaltiger Smartphones bekannt, deswegen frage ich hier nochmal nach: Kannst Du beschreiben, wie so ein Shiftphone entsteht? Welche Entwicklungs-und Produktionsschritte gehören dazu?

Samuel Waldeck: Die Entwicklung beginnt hier in Deutschland mit dem Team. Wir haben ein Team, ein Designer, ein Elektrotechniker und wir versuchen, unsere Produkte in Kreisläufen zu entwickeln. Also dass nicht nur die. Die Produkte selbst in Kreisläufen funktionieren, sondern es ist eben die Entwicklung auch immer von vorangegangenen Produkten profitiert. Das heißt, dass wir aus den Fehlern, die wir gemacht haben oder vielleicht gemacht haben, lernen, das aber auch von den positiven Dingen lernen können oder die weiterführen können und optimieren können. Und deshalb ist bei uns die Reparatur so ein ganz wichtiger Baustein, da, wo eben die älteren Produkte gepflegt werden, wieder aufbereitet werden. Da die ganzen Erfahrungen zu sammeln und dann in den Designprozess weiter fließen zu lassen. Deshalb haben wir hier die Entwicklung und auch die Reparatur ganz dicht beisammen. Da findet ganz viel Austausch statt. Und dann eben in dem nächsten Schritt, also die Erfahrungen werden gesammelt und dann wird eben ein neues Produkt designed. Wir sind ja gerade auch wieder in so einer Phase. Wir haben das Shift untersucht, was Ende des Jahres rauskommen soll und wir haben vor. Ich glaube, im Februar haben wir das Crowdfunding gestartet und sind sehr dankbar, dass es gut anläuft. Und jetzt wird eben parallel zu dem Crowdfunding was läuft das Gerät immer weiterentwickelt. Meistens ist es so ein Ping Pong Spiel, das heißt, es wird hier erst mal erst mal werden Komponenten rausgesucht und dann wird geguckt, wie viel Platz brauchen wir dafür? Meistens beginnt man mit dem Display, weil das Display das ist, was die Größe vorgibt von dem Produkt. Weiterer wichtiger Aspekt ist der Akku bei uns. Der ist ja annehmbar ohne Werkzeug und deshalb braucht er eben einen bestimmten Raum und den müssen wir gut mit einplanen. Und während andere Hersteller den verkleben und dadurch auch manchmal mehrere Akkus im Gerät irgendwo verstecken, brauchen wir halt einen Raum dafür. Und dann beginnen wir damit, so ein grobes Design erstmal zu machen. Das geben wir dann zu unserem Ingenieur Kollegen in China. Das ist ein von uns angestellter Mitarbeiter, der bei uns in der Fertigung auch sitzt. Und der macht dann das sogenannte Staging. Das heißt, da wird dann genau geguckt, welche technischen Komponenten sitzen auf den Platinen, wo, wie wird das Ganze technisch alles gelöst? Dann kommt das wieder zurück, dieser erste Draft, den er macht. Und so geht das immer wieder hin und her. Das Design hier verändert. Dann gibt er noch mal Rückmeldung und das sind täglich mehrere Meetings, die da sind, wo es immer hin und her geht und man miteinander versucht gute Lösungen zu finden. Und wenn wir dann irgendwann soweit sind, dass wir sagen Ja, jetzt ist das ein reifes Produkt, so können wir damit mal beginnen, dann ist es so, dass eine sogenannte DVD One, englisches Eins, entsteht. Das ist dann so ein erstes. Gerät, was auch schon funktioniert, wo dann Platinen in ganz kleinen Stückzahlen, also meistens bis zu 100 Stück produziert werden und dann eben das Gerät zusammengesetzt wird. Dann bestehen manche Bauteile noch aus 3D Drucker, also noch nicht gegossene oder gepresste Bauteile oder so, sondern alles eben noch mit viel Handarbeit versehen. Und dann wird, wenn die analysiert, geguckt, funktioniert das gut, ist das stabil genug? Ganz viele Tests und viele Dinge getan. Und wenn das, dann, Wenn daraus Erfahrungen gesammelt wurden, gibt es noch eine, zwei, manchmal auch noch eine dritte Version. Meistens haben wir das in zwei Anläufen geschafft bisher. Und dann geht es in die Serienproduktion. Da werden die Komponenten erstellt und produziert und dann bei uns in der Endfertigung in China zusammengebaut.

 

Johanna Fricke: Endfertigung in China – Das ist interessant, wo ihr doch ansonsten möglichst regional und hier in Falkenberg produziert. Was macht Shiftphone denn in China?

Samuel Waldeck: In der Fertigung sitzen bei uns zehn Mitarbeitende, also ganz klein. Und wir haben auch überlegt Warum machen wir das? Oder machen sollen wir das in China machen? Weil wir haben die ja 2018 aufgebaut, ja noch ganz jung und haben den ganzen Entstehungsprozess des Smartphones analysiert und auch geguckt, Was ist denn, wo fallen denn so die die? Ja, die die großen Umweltproblematik an? Und tatsächlich ist es beim Smartphone so, dass 90 % des Verpackungsmüll gar nicht bei Smartphone per Verpackung entstehen, sondern während dem Entstehungsprozess. Also diesen ganzen werden Wenn dann Komponenten von A nach B verschickt werden. Die Kameras sind in sogenannten Trays, wo die dann drin liegen, sind so große diese Schubladen, wo die dann so einen Platz richtig haben, wo die organisiert werden. Das ist bei den meisten Herstellern alles Einweg Material. Das wird dann einfach entsorgt. Und wir haben gesagt, wir wollen gern kurze Wege schaffen, dafür aber die diese Trays mehrfach verwenden. Und das wäre gar nicht möglich, wenn wir die Fertigung hier in Deutschland hätten. Und da haben wir gesagt, dann muss es aber so fair wie möglich sein, dann muss es auch so transparent wie möglich sein. Da muss man einfach auch Journalisten hinschicken können, so wie wir das Lust oder Lust drauf haben und nicht erst noch anfragen, ob das denn möglich ist. Und dann räumen sie da auf. Bis dann irgendwie, damit dann irgendwann Journalisten vorbeikommen können, wenn es denn überhaupt möglich ist. Sondern wir haben gesagt, wir wollen ein offenes, offene Tür haben für für alle, die interessiert sind und deshalb auch auch recht klein. Wir haben uns gesagt, wir wollen nur Arbeitsplätze schaffen, wo wir selber auch arbeiten würden. Die Fertigung kann man sich deshalb so vorstellen, dass es eigentlich wie so eine Büro Etage und da ist ein Tisch tatsächlich der die sind so ähnlich wie wir die Tische jetzt hier auch, wo wir sitzen. Also so ein Holztisch, sehr kommunikativ, eher wie so ein Esstisch, ein großer Esstisch kann man sich vorstellen und da werden eben nicht Gerichte gemacht, sondern da werden Smartphones dann zusammengebaut, weil das halt so schön kommunikativ ist. Und man setzt sich gegenüber, man kann sich unterhalten, es ist kein Fließband Atmosphäre, sondern eher so ein schönes Miteinander, natürlich aber auch mit Arbeit verbunden.

Johanna Fricke: Und würdest du auch über das Gehalt sprechen? Also was verdient man in China?

Samuel Waldeck:

Wir sind der Meinung, dass es wichtig ist, dass Menschen mit dem Gehalt, das sie bei uns verdienen, auch irgendwie leben können müssen und nicht nur für sich, sondern auch für ihre Familien sorgen können. Und das ist natürlich gerade in China bei vielen einfachen Arbeiten nicht der Fall. Und deshalb haben wir gesagt, Wir wollen gerne. Also haben dann Interviews gemacht, auch mit den Mitarbeitenden. Wir haben eine NGO mit ins Boot geholt, Die ist eine Nichtregierungsorganisation, die sich in China um Arbeitsrecht kümmert, Experte ist und haben mit denen gemeinsam dann so ein Bezahlsystem entwickelt. Und die am wenigsten verdienenden Mitarbeitenden. Die bekommen bei uns das Zwei bis Dreifache vom dortigen Mindestlohn. Unsere Fertigung ist in Hangzhou. Das hat schon in den Kanton von den Gebieten in China, die den höchsten Mindestlohn und mit dem Gehalt kann man auch gut leben in in der Stadt kann sich da eine Wohnung leisten, kann seine Familie mitversorgen, ohne dass dann irgendwie noch ein Zweit oder dritt Job notwendig ist. Weil bei uns darf man nur. Maximal 40 Stunden die Woche arbeiten. Also so wie hier in Deutschland auch. Und damit sollen die aber auch wirklich alles gut finanzieren können. Und tatsächlich verdienen die Mitarbeiter innen die, die dann aber auch in anderen Positionen sind, ähnlich viel wie unsere Mitarbeitenden hier in Deutschland.

 

Johanna Fricke: Du hast jetzt übers Wachsen auch kurz gesprochen. Wie ist denn eure Vision diesbezüglich? Wo siehst du Shiftphone in zehn oder fünfzehn Jahren?

 

Samuel Waldeck: Ich sehe uns dann immer noch hier in Falkenberg, weil wir haben gesagt, wir wollen gerne hier sein, weil es gibt ja auch eine Problematik das Leben auf dem Land, das stirbt immer mehr aus. Viele Leute ziehen in die Städte. Und das Schöne ist, dass wir hier in Falkenberg genau das Gegenteil erleben können, dass immer mehr Familien herziehen. Wir haben ja noch eine kleine Grundschule, kein Kindergarten und wie der Bürgermeister so schön gesagt hat, auch sehr attraktive Arbeitsplätze hier im Ort. Und das ist was, was die Leute wieder herziehen. Auch jetzt mit dem Kaffee, das wir hier gemacht haben, was Lebensqualität steigert.Und deshalb haben wir gesagt, wir wollen gerne Falkenberg treu sein und gerne hier sein. Und wie viel wachsen wird, das können wir gar nicht so genau steuern. Wir sind in den Anfängen Anfangsjahren immer jeweils um das Doppelte pro Jahr gewachsen, also relativ schnell gewachsen, obwohl wir keine Werbung machen, weil wir haben irgendwann mal diese eigensinnige Idee gehabt. Wir können ja Menschen nicht versprechen, dass sie glücklicher sind, wenn sie jetzt ein Phone von uns besitzen. Und das ist ja aber das, was Werbung macht. Werbung will ja immer irgendwie. Also letzten Endes immer darauf hinaus Hey, wenn du das Produkt besitzt, dann bist du besser oder glücklicher oder fühlst dich besser oder so und das ist ja totaler Quatsch. Ich kann ja nicht durch eine Sache mich besser fühlen oder wenn, dann vielleicht nur ganz kurzfristig, sondern das, was ja den Kern der Sache ausmacht, ist Gemeinschaft. Es sind Beziehungen und das ist das, was uns Menschen, wofür wir leben, wofür, wofür wir da sind, was uns ausmacht. Und wir haben dann gedacht Komm, wir machen keine Werbung, sondern wie wir das Geld investieren wir einfach lieber in soziale Projekte. Und sind trotzdem erstaunt, dass wir halt irgendwie wachsen durften und bekannt werden durften. Wir haben unglaublich treue Kunden und das finde ich total schön und viel mehr wert, als ja irgendwie auf einmal ganz viele Kunden zu haben. Deshalb haben wir gar nicht so viele sagen, wir wollen jetzt unbedingt in den nächsten Jahren so und so viel 1000 Phones verkaufen oder so!

 

Johanna Fricke: Okay, vielen Dank! In der Podcast Reihe bei Regional geht es ja diesmal um nachhaltiges Wirtschaften. Worin besteht für euch euer Beitrag zu einem Wirtschaften mit Zukunft?

Samuel Waldeck:  Unser Beitrag besteht darin, dass wir ein Unternehmen gegründet haben, was eigentlich danach ausgerichtet ist, nachhaltig zu sein.  Ich finde es auch immer total schön zu schauen, was ist denn schon alles passiert? Was für Dinge kann man erleben schon, die das Unternehmen umgesetzt hat? Und das sind viele Projekte, die wir unterstützt haben, entlang der Lieferkette mit externen Partnern gemeinsam zu sammeln. Ich denke da an die Fair Kobalt Allianz, wo wir schon einige Sachen umsetzen konnten, wo wir natürlich Geld zur Verfügung gestellt haben und dann vor Ort Dinge verbessert wurden entlang der dem des Kobalt Abbaus. Aber auch Gold ist auch ein Thema bei denen. Wir haben ein super schönes Projekt, das nennt sich Rapid Foundation. Mit den haben wir eine alte Goldmine renaturiert, im Sinne der Permakultur. Und da können Familien jetzt Dinge anbauen, müssen nicht mehr in der Mine arbeiten, sondern bauen an und können dann von dem Ertrag selbst leben und auch noch verkaufen, so dass sie eben auch noch einen kleinen Gewinn haben und sich eben gut finanzieren können. Damit finde ich ein super schönes Projekt, weil es halt so alte Wunden heilt, die durch unsere Lieferkette entstanden sind. Es könnte uns eigentlich egal sein, wir können ja sagen nachkommen. Wir versuchen das ja alles so fair wie möglich und so! Wir sind ja nicht die Verursacher, aber eigentlich heilt man damit noch nicht das Problem, was eben entstanden ist durch die Branche, in der man arbeitet. Und was mich total begeistert, es hier vor Ort Dinge zu sehen, also hier diesen Gänsemarkt, aber auch die Erlebnis Mühlen Singles, die wir mit einem Freund von uns zusammen aufbauen, wo wir einen Arche Hof aufbauen, also auch vom Aussterben bedrohte Nutztier Rassen weiter gezüchtet werden und wir uns um den Anbau auch von alten Sorten kümmern. Und das finde ich, ist so, wenn ich in die Mühle fahre. Das ist für mich immer. Ach ja, stimmt. Dafür machen wir das. Hier ist es erlebbar, so ein bisschen Bullerbü, So ein bisschen heile Welt. Und ich glaube, wenn das mehr Unternehmen tun würden, wenn sie sagen, ich will mehr so Räume schaffen mit dem, was wir erwirtschaften. Ich glaube, dann wäre das eine Lösung für ganz viele Probleme, die wir auf diesem Planeten haben.

 

Johanna Fricke: Das ist ein schönes Schlusswort, finde ich. Ich danke dir für das Gespräch.

Samuel Waldeck: Sehr gerne. Vielen Dank, dass du hier warst.

Johanna Fricke: Das war eine Podcast-Folge der Heinrich-Böll-Stiftung Hessen zum Thema nachhaltige Technologie. Meinund Gesprächspartner war Samuel Waldeck von der Shiftphone Gmbh. Und obwohl ich jetzt Lust habe, mir gleich ein neues Smartphone zu kaufen, behalte ich mein altes und benutze es lieber möglichst lang – denn das ist am besten für die Umwelt. Wer mehr darüber wissen will, findet unten auf der Seite weiterführende Links und Informationen zum Thema. Vielen Dank fürs Zuhören .u nd bis zum nächsten Mal, tschüss.Tschüss.

 

Outro: Wenn ihr mehr hören wollt, abonniert Böll.Regional in der Podcast App Eurer Wahl, wie beispielsweise Apple Podcast, Spotify oder Soundcloud. Für Fragen oder Anregungen schreibt uns einfach an podcast@boell.de