Greenwashing erschwert Nachhaltigkeit! Eine Einführung und Einordnung zur Problematik Greenwashing

Ein Pinsel streicht mit grüner Farbe über den weißen Hintergrund. Auf der grünen Farbe steht "greenwashing"

Wer über das Thema Nachhaltigkeit nachdenkt, wird anfangen, das eigene Kaufverhalten zu reflektieren. Viele Konsumenten scheinen ihre Verantwortung gegenüber der Natur zu spüren und wollen ihren Konsum daran anpassen. Praktischerweise boomt der Markt an Produkten, die von sich behaupten, umweltfreundlich zu sein. Das Problem dabei ist nur: nicht jedes Produkt, dass sich als „grün“ vermarktet, ist so nachhaltig wie es scheint. Wenn ein Unternehmen versucht, sein eigenes Image in Bezug auf Nachhaltigkeit reinzuwaschen, ohne die Umweltbilanz eines Produktes wirklich zu verbessern, nennt man das „Greenwashing“. [1] Als Praktikantin in der Heinrich Böll Stiftung Thüringen habe ich mich viel mit einer nachhaltigeren Gesellschaftsentwicklung auseinandergesetzt. Zu Beginn des Praktikums wurde ich gefragt, welches Thema meiner Meinung nach auf jeden Fall in diesen Bereich fällt. Meine Antwort darauf war, dass es in meinen Augen notwendig ist, dass Verbraucher*innen über die Mechanismen von Greenwashing aufgeklärt werden, um bewusstere Entscheidungen treffen zu können. Daher soll dieser Text eine kurze Einführung in das Thema bieten.

Die Strategie des Greenwashings wird angewandt, um sich einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen, indem umweltbewusste Kunden umworben werden. Es wird Verantwortung im Umgang mit den Ressourcen und dem Planeten suggeriert. Die Werbeversprechen von Natürlichkeit und umweltgerechter Produktion entsprechen dabei leider oft nicht der Wahrheit. Funktionieren tut dies deswegen, weil die Werbeversprechen so schwammig formuliert sind und nicht geschützte Begriffe genutzt werden. So wird zwar Nachhaltigkeit impliziert, konkrete Versprechungen werden aber nicht gemacht. Dadurch versuchen die Unternehmen sich dem Vorwurf des Verbraucherschwindels zu entziehen. Die Unternehmen betreiben Greenwashing, weil solche gezielten Werbekampagnen teilweise günstiger sind, als tatsächliche Nachhaltigkeit umzusetzen. [2]

Greenwashing findet in vielen verschiedenen Bereichen statt. Das fängt bei Produktverpackungen an, die als besonders ressourcenschonend oder recyclebar vermarktet werden. So wird beispielsweise die Einwegplastikflasche als genauso nachhaltig dargestellt wie eine regionale Mehrwegflasche, nur weil es sich um (zum Teil) recyceltes Plastik handelt. Teilweise versuchen Unternehmen mit diesen Statements zu ihren Verpackungen von bekannten Umweltsünden abzulenken. [3]

In anderen Fällen geht es um die Inhaltsstoffe eines Produktes, zum Beispiel bei Kosmetik oder auch bei Lebensmitteln. Ein Beispiel dafür sind Naturkosmetikprodukte, die sich zunehmender Beliebtheit erfreuen. Manche Produkte haben allerdings „bio“ oder „nature“ im Namen, ohne dass die Inhaltsstoffe wirklich natürlichen Ursprungs sind. Biokosmetik wird vom Gesetzgeber nicht weiter reguliert, dadurch wird diese Marketingstrategie ermöglicht.[4]

Ein riesiges Problem stellt Greenwashing auch in der Modeindustrie dar. Denn die Fast-Fashion-Industrie ist ohnehin schon eine große Belastung für die Umwelt. Obwohl große Modekonzerne gerne mit ihren Recyclingkollektionen werben und diese Produkte ins Licht der Öffentlichkeit stellen, findet ein Recycling im Sinne eines geschlossenen Stoffkreislaufes nicht wirklich statt. Denn nur etwa 1 Prozent der Stoffe aus der Textilproduktion wird tatsächlich für Kleidung wieder genutzt. [5]

Auch in der Autoindustrie, bei Elektronikprodukten oder der Energieversorgung, sogar in der Finanzindustrie ist Greenwashing leider keine seltene Taktik.

Es ist also nötig, dass Verbraucher*innen genau hinschauen, ob ein Produkt auch wirklich so umweltfreundlich ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Dies wird allerdings immer schwieriger. Denn oft brüsten die Unternehmen sich mit bestimmten Siegeln, anhand derer Verbraucher*innen sich vermeintlich sicher in ihrer Kaufentscheidung sein können. Das Problem: Nicht alle Siegel haben denselben Stellenwert. Manche Siegel stellen strenge Vorgaben an die Unternehmen, deren Umsetzung kontrolliert wird. Bei anderen Siegeln dagegen werden die Verbraucher*innen in die Irre geführt, da diese keine Aussagekraft darüber haben, ob es sich um ein umweltschonendes Produkt handelt.[6]

Reflexion:

Dass Greenwashing für die Unternehmen so reizvoll ist, zeigt im Grunde, wie verantwortungsbewusst Konsument*innen bei ihren Kaufentscheidungen sind. Denn der Wille dazu, sich für ein Produkt zu entscheiden, dass so naturbelassen und ressourcenschonend wie möglich ist, ist groß. Da viele Unternehmen aber dieses Image erhalten wollen, ohne sich tatsächlich nachhaltig zu entwickeln, muss hier etwas getan werden. Daher sind mehr Vorgaben und Regulierungen durch die Politik dringend notwendig. Denn die Vortäuschung von Umweltbewusstsein seitens der Firmen steht wahrer Nachhaltigkeit im Weg und verhindert echten Umweltschutz. Außerdem werden hierbei die Interessen der Verbraucher*innen verletzt. Deswegen versuchen Verbraucherschutzinitiativen schon lange, Greenwashing bei bestimmten Produkten aufzudecken. So vergibt die deutsche Umwelthilfe zum Beispiel den Schmähpreis „goldener Geier“ an die dreistesten Umweltlügen. [7]

Ohne Greenwashing und falsche Siegel könnte der Markt die Versprechungen des Kapitalismus von Innovation vielleicht tatsächlich einhalten. Zumindest würden die Interessen der Kund*innen an ökologischen Produkten dann den Markt dazu bewegen, sich wirklich grüner zu entwickeln.

 

Eine Übersicht über vertrauenswürdige Siegel ist zum Beispiel beim Umweltbundesamt zu finden: https://www.umweltbundesamt.de/umwelttipps-fuer-den-alltag/siegelkunde